Machen wir uns nichts vor: Viele Architekten haben ein Problem mit dem Wort Marketing. Im Selbstverständnis mancher Planungsbüros gilt es als oberflächlich oder „unseriös“, sich selbst zu vermarkten. Nach dem Motto: Gute Architektur spricht für sich. Doch die Realität hat diese Einstellung längst überholt. In Zeiten, in denen Auftraggeber die Qual der Wahl haben und die Baukrise für weniger Projekte sorgt, ist Marketing für Architekten kein Nice-to-have mehr, sondern überlebenswichtig.
Architekten sind Meister darin, für ihre Bauherren kreative Lösungen zu entwickeln. Doch wenn es darum geht, die eigenen Leistungen ins rechte Licht zu rücken, üben sich viele in Bescheidenheit. Systemkritisch muss man festhalten: Weder Studium noch Standeskultur bereiten Architektinnen und Architekten ausreichend auf Akquise und Selbstmarketing vor. Die Folge: Zahlreiche Büros verlassen sich allein auf Weiterempfehlungen und Wettbewerbe. Das mag früher gereicht haben, doch im heutigen Markt ist es ein Risiko. Gerade größere Planungsbüros, die stetig neue Projekte brauchen, können es sich nicht leisten, auf Sichtbarkeit zu verzichten. Wer keine starke Präsenz zeigt – sei es online, in Fachmedien oder auf Netzwerkevents – den trifft die Baukrise doppelt hart.
Provokant gefragt: Ist Understatement in der Architekturbranche nur falscher Stolz? Während andere Dienstleister offensiv um Kunden werben, hält sich mancher Architekt für zu „kunstvoll“, um über Marketing nachzudenken. Dabei geht es nicht um marktschreierische Werbung, sondern darum, die passenden Bauherren zu erreichen. Wer als Experte wahrgenommen werden will, muss zeigen, was er kann – und zwar da, wo potenzielle bessere Auftraggeber suchen. Im digitalen Zeitalter bedeutet das: auf der eigenen Website, über Social Media, durch Publikationen oder Vorträge. Architekten, die das aus Prinzip verweigern, überlassen das Feld den Lauteren und wundern sich später, warum die spannendsten Projekte an ihnen vorbeigehen.
Die nackte Wahrheit ist: Ohne Sichtbarkeit keine Auftragsgewinnung. In einem Wettbewerbsumfeld, in dem Bauherren Google-Recherchen anstellen und Referenzen vergleichen, existiert ein Planungsbüro praktisch nicht, wenn es digital unsichtbar ist. Systemkritik ist auch hier angebracht: Die Branche tut sich schwer, Marketing als integralen Bestandteil des Geschäfts zu akzeptieren. Doch sich darüber zu beklagen, hilft wenig. Besser wäre es, Marketing-Kompetenz endlich als genauso wichtig anzuerkennen wie Baukonstruktion oder Projektmanagement.
Sicher, Mundpropaganda und persönliche Netzwerke bleiben Gold wert. Aber darauf allein darf sich heute niemand mehr verlassen. Die größten Büros der Welt investieren gezielt in Markenbildung, Content und strategische Kommunikation – nicht weil sie es müssen, sondern weil sie wissen, dass ihre Reputation ihnen bessere Auftraggeber und lukrativere Projekte verschafft. Diese Lektion sollten auch hiesige Architekten ernst nehmen.
Fazit: Marketing für Architekten ist kein lästiges Übel, sondern eine Chance, die eigenen Werte und Qualitäten sichtbar zu machen. Gerade in schwierigen Zeiten trennt sich hier die Spreu vom Weizen: Wer proaktiv auftritt, bleibt im Gespräch, während andere in Vergessenheit geraten. Es lohnt sich, die Scheu vor dem „M-Wort“ abzulegen und die Potenziale moderner Auftragsgewinnung zu entdecken – zum Beispiel über eine unverbindliche Potenzialanalyse, die Schwachstellen und Möglichkeiten im Büromarketing aufzeigt.
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