Der Personalmangel in Architektur- und Planungsbüros ist längst nicht nur ein Problem der Büros selbst – er hat spürbare Auswirkungen auf den Hochbau insgesamt. Wo keine Planer verfügbar sind, können Projekte nicht starten oder müssen aufgeschoben werden. Wohnungsbauprojekte verzögern sich, Infrastrukturvorhaben bleiben länger in der Schublade, und dringend benötigte Sanierungen ziehen sich hin. Planungsleistungen sind jedoch die Voraussetzung, um Investitionen in konkrete Bauprojekte umsetzen zu können. Fehlen die Fachleute für diese Planungsaufgaben, gerät die Pipeline ins Stocken. Mancherorts fehlt es sogar in den Bauämtern an Personal, um Bauanträge zügig zu bearbeiten – der Engpass erstreckt sich also über die gesamte Prozesskette.
Ein Planungsstau ist in manchen Bereichen bereits Realität. Fast die Hälfte aller Planungsbüros kann wegen Personalmangel nicht weiter wachsen – was faktisch bedeutet, dass nicht mehr Projekte angenommen oder zügig bearbeitet werden können. Einige Büros sind auf Monate im Voraus ausgelastet, neue Anfragen landen auf Wartelisten. Die Folgen zeigen sich z.B. im Wohnungsbau: Zwar werden neue Wohnungen dringend gebraucht, doch ohne ausreichend Kapazität in den Planungsbüros verzögert sich deren Planung und Genehmigung. Ähnliches gilt für öffentliche Bauprojekte. Selbst ausreichend finanzierte Vorhaben können ins Stocken geraten, wenn kein Planer verfügbar ist.
Hinzu kommt, dass Qualität und Betreuung von Projekten leiden können, wenn zu wenig Personal zu viele Baustellen gleichzeitig betreut. Ein überlasteter Projektleiter kann nicht überall zugleich sein. In der Bauausführung erleben Unternehmen bereits Engpässe bei Facharbeitern – doch der Engpass beginnt oft schon eine Stufe früher, nämlich bei den Planungsleistungen. Der Hochbau gerät ins Bremsen, wenn in der erste Phase, der Planung und Bauleitung, nicht genug Ressourcen vorhanden sind.
Während wirtschaftliche Dellen – etwa durch gestiegene Bauzinsen und Kosten – die Bautätigkeit 2023 etwas abgeschwächt haben, hat dies den Fachkräftemangel kaum entspannt. Die Nachfrage nach Architektinnen und Bauingenieurinnen war 2021 und 2022 so hoch wie nie zuvor und bleibt auch 2023 erheblich. Eine rasche Entspannung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Viele der aufgeschobenen Projekte werden nachgeholt werden müssen, sobald die Rahmenbedingungen sich bessern – und dann trifft die geballte Nachfrage auf einen ausgedünnten Personalstamm. Der aktuelle Mangel droht sich also perspektivisch fortzuschreiben und künftige Bauvorhaben weiterhin auszubremsen. Schon jetzt werden zahlreiche Bauprojekte durch fehlende Planer verzögert – und es besteht die Gefahr, dass dieser Projektstau zur neuen Normalität wird, solange es nicht genug Fachkräfte gibt.
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