Einen Bauantrag einzureichen, erfordert heute mehr Geduld denn je. In manchen Städten vergehen Monate, bis überhaupt ein Sachbearbeiter die Unterlagen zum ersten Mal prüft. Architekten berichten von endlosen Warteschleifen: Da liegt der Antrag ein halbes Jahr auf dem Amt, ohne dass etwas passiert. So lange wie aktuell mussten Bauherren und Planer wohl noch nie auf die Baugenehmigung warten. Was früher in drei Monaten machbar war, dauert heute nicht selten ein Jahr oder länger.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während die Bauantragszahlen in vielen Regionen auf hohem Niveau sind, ist das Personal in den Baubehörden knapp. Viele Ämter sind chronisch unterbesetzt. Fälle, in denen Bauanträge 12 bis 18 Monate bis zur Genehmigung brauchen, sind längst keine Ausnahme mehr. In Extremfällen können sogar mehrere Jahre ins Land gehen, bis ein Bescheid erteilt wird. Das ist nicht nur für Bauherren frustrierend, sondern bringt auch Architekturbüros in Bedrängnis: Projekte ziehen sich endlos hin, Honorarzahlungen verzögern sich und die Terminplanung gerät ins Wanken.
Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Vorschriften- und Abstimmungsflut. Bauordnungen, Energieeinsparverordnung, Nachweisführung für den Brandschutz, Denkmalschutz, Naturschutz – die Liste der zu prüfenden Aspekte wird immer länger. Oft müssen diverse Fachbehörden ihr Okay geben, was den Prozess in die Länge zieht. Dazu kommt: Nicht selten fordern die Behörden Nachbesserungen oder zusätzliche Unterlagen ein, oft zeitversetzt und nacheinander, statt alle Anforderungen gebündelt zu kommunizieren. So vergehen Woche um Woche, bis ein Antrag wirklich komplett ist und abschließend bearbeitet werden kann.
Für Architekten bedeutet dieser Genehmigungsstau nervenzehrende Arbeit abseits des eigentlichen Entwerfens. Statt kreativ planen zu können, heißt es: Telefonieren mit dem Bauamt, fehlenden Unterlagen hinterherlaufen, Bauherren immer wieder vertrösten. Die Beziehung zum Auftraggeber wird auf die Probe gestellt, wenn man immer wieder nur berichten kann, dass „noch nichts Neues vom Amt“ zu hören ist. Intern müssen Büros enorme Flexibilität beweisen: Baustarts verschieben sich, Kapazitäten bleiben blockiert, weil ein Projekt sich nicht weiterbewegt.
Dabei war die Digitalisierung der Bauverwaltung als Heilsbringer angekündigt. Doch vielerorts existiert der digitale Bauantrag nur auf dem Papier – im wahrsten Sinne. Planer schicken weiterhin stapelweise Ausdrucke ein oder laden ihre PDFs in Online-Portale hoch, um dann doch wochenlang auf eine Eingangsbestätigung zu warten. Von echter Beschleunigung keine Spur.
Angesichts dieser Misere wundert es nicht, dass Begriffe wie „Genehmigungsstau“ oder „Bürokratie-Monster“ die Runde machen. Während die Politik schnelleren Wohnungsbau fordert, erleben die Praktiker vor Ort das genaue Gegenteil: Es dauert länger denn je, bis ein genehmigter Plan vorliegt. Dieser Widerspruch frustriert alle Beteiligten und bremst die Bauwirtschaft aus – obwohl es eigentlich an allen Ecken an neuen Wohnungen, Schulen und Infrastruktur mangelt.
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